Offshore-Wasserstoffwirtschaft fordert Augenmaß beim Start der Elektrolyse auf hoher See und ein europäisches Transportnetzes für Grünen Wasserstoff

Mit einem öffentlichen Appell richten sich der AquaVentus Förderverein (AQV) und weitere Unterzeichner wie BWO, DWV, EEHH und WAB an die Bundesregierung. Darin wird die Reduzierung wirtschaftlicher und technologischer Risiken durch Teilausschreibungen gefordert. So soll die erfolgreiche Realisierung des weltweit ersten Wasserstoffprojektes auf See im industriellen Maßstab ermöglicht und die Basis für eine stetige Weiterentwicklung der Technologie sichergestellt werden.

Anlass war die Veröffentlichung des Flächenentwicklungsplanes des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie, der fast die Vervierfachung der ursprünglich in Aussicht gestellten Fläche vorsieht. Von gut 27 auf nunmehr knapp 102 Quadratkilometer soll die Fläche vergrößert werden. Der Appell fordert, zunächst die ursprünglich geplante Fläche und dann zeitlich nachgelagert eine zweite, größere Teilfläche auszuschreiben. So könnten die bei der Umsetzung des ersten Projekts gemachten Erfahrungen sowie technische Weiterentwicklungen genutzt werden. Das würde eine dann noch effizientere Produktion und damit mehr Grünen Wasserstoff ermöglichen, das erhebliche Investitionsrisiko auf ein vertretbares Maß verringern und damit auch den Bedarf an öffentlicher Förderung minimieren.

AQV-Geschäftsführer Robert Seehawer: „Wir freuen uns sehr, dass mehr Produktionsfläche für Wasserstoff in der Nordsee ausgewiesen wird. Die damit mögliche Produktion von insgesamt rund einem Gigawatt Grünem Wasserstoff ist der erste wichtige Schritt, um die von der Industrie benötigten rund zehn Gigawatt und mehr bereitzustellen. Allerdings ist der Einsatz von Elektrolyseuren auf See ein neuer technologischer Ansatz und muss deshalb mit Augenmaß vorangetrieben werden. Nur so können wir aus der Erstanwendung lernen und immer besser werden. Mit einer 27 Quadratkilometer großen Fläche, auf der immerhin schon 300 Megawatt Elektrolysekapazität installiert werden können, würde vor der deutschen Küste bereits eines der weltweit größten Projekte dieser Art entstehen. Damit sollten wir zunächst starten.“

Nach den kürzlich veröffentlichten Eckpunkten des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz für die Förderung der Elektrolyse auf See greift der Appell ebenfalls die Anbindung der Wasserstoffprojekte per Pipeline auf. Die Unterzeichner des Appels begrüßen, dass die Bundesregierung den Pipelinetransport als schnellste, günstigste und umweltschonendste Option für Wasserstoff sieht und diese finanziell unterstützen möchte. Dennoch wird die Überlegung einer gemeinsamen Förderung von Elektrolyseurprojekten und Pipelinebau nicht für zielführend erachtet. „Eine Offshore-Wasserstoffpipeline muss allen erdenklichen Produktionsstätten als Transportmittel zur Verfügung stehen. Darüber hinaus brauchen wir keine Insellösungen, sondern eine europäische Vernetzung der Transportinfrastruktur in der Nordsee, die bereits jetzt großskalig geplant werden muss“, so Christoph von dem Bussche, Mitglied des Vorstands bei AQV und Geschäftsführer der GASCADE Gastransport GmbH.

Die Unterzeichner berufen sich dabei auch auf die Absichtserklärungen der Bundesregierung im dänischen Esbjerg und zuletzt in Norwegen, eine Sammelpipeline zwischen den Nachbarländern neben dem perspektivischen Import von Grünem Wasserstoff auch für den Anschluss deutscher Wasserstoff-Offshore-Projekte nutzen zu wollen.

Sie fordern einen weiteren offenen Dialog zum Förderrahmen, um die Offshore-Wasserstoffwirtschaft in Deutschland nach vorne zu bringen.